Es kamen Freundschaften hinzu über die letzten dreieinhalb Jahre, auch enge. Die meisten würde ich allerdings eher Kameradschaften nennen; wir teilen ähnliche Schicksale, wir teilen die Sorgen und Ängste, wir helfen uns und wir spiegeln einander. Wir versichern und brauchen uns. Aber diese Sorge umeinander dreht sich um uns; um unsere Gemeinsamkeit. Wir sind community.
Ich habe Freundschaften dann als besonders bereichernd empfunden, wenn die Menschen mir zwar ähnlich waren, aber andere Erfahrungen gemacht haben. In dem Punkt muss ich umdenken: ich lerne inzwischen vor allem Menschen kennen, denen es ähnlich erging wie mir, die aber ganz anders sind. Freundschaften, wie ich sie immer gepflegt habe, waren selten frei von einer gewissen Direktheit, einem nicht selten abgründigen Humor, einem kulturellen Einverständnis; jetzt aber lerne ich Menschen kennen, die zum Beispiel Richard David Precht gar nicht so schlecht finden. Ich weiß, dass sie falsch liegen, es ist also keine Erweiterung; aber ich widerspreche ihnen nicht mehr unbedingt. Ich gehe freundlich darüber hinweg. Mein Freundschaftskonzept ist zu einem Freundlichkeitskonzept herabgesunken.
tbc