Autor: freval

Statt eines Nachrufs

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ilse

Es ist eigentlich nicht Trauer, die ich spüre. Ich bin enttäuscht, das ist es. Enttäuscht vom Leben, und von uns. Von mir. Wir sind nicht gut auseinandergegangen, und wir haben uns auch nicht versöhnt; das konnte ich nicht. Du hättest es vermutlich gekonnt, allein schon dadurch, weil Du irgendwann vergessen haben wirst, wer ich bin und wer ich war. Das passierte Dir ja sogar schon, als wir noch zusammenlebten; dass Du nicht immer genau wusstest, […]

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Allgemein

Also die Sache mit Herrn Enz ging so weiter: Ich wurde im Schuljahr darauf Chefredakteur der Schülerzeitung. Das Team bestand aus acht Leuten, ziemliuch heterogen: Leute, die das machten, weil es gut im Lebenslauf aussah (zuvorderst der Co-Chefredakteur, der die Grafik machte, ein eigentlich ganz netter junger Mann, den man allerdings schonmal hatte heulen sehen, weil er in Physik einst eine 2- geschrieben hatte statt der üblichen eins) auf der einen Seite, auf der anderen […]

Licht am Ende

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ilse

Es endete mit einer Taschenlampe in meinem Gesicht nachts um halb fünf. „Können Sie bitte rauskommen?“, sagte eine Stimme. „Was?“, sagte ich. „Sie sollen rauskommen“, sagte eine andere Stimme im Hintergrund. „Entschuldigung, was ist los?“ „Jetzt kommen Sie mal raus.“, sagte wer, ich zitterte sofort. Ich kannte diesen Tonfall. Das war ein Tonfall, der Rippen bricht, wenn es sein muss. Also kam ich raus, vor mir standen zwei Polizeibeamte und Ilse, beide auf ihre Art […]

Maul

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dorfjugend

Herr Enz war von allen Lehrer*innen, die ich je hatte, sicher eine*r der miesesten. Im Grunde war er eine bemitleidenswerte Person, immer leicht gebeugt gehend, die kleinkarierten Hemden akkurat in der Hose verstaut, die Hände so oft es ging in den Taschen. Er war gleichermaßen ängstlich und cholerisch, und in seiner Freizeit schrieb er Gedichte. Die Sorte Mann, für die sich Heinz Strunk besonders interessiert. Wenn wir Freitag Nachmittag die 30 Kilometer nach Ravensburg stoppten, […]

summer jam

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dorfjugend

Mein heißester Sommer war im Jahr 2000. Sechs Wochen lang arbeitete ich in einer Verzinkerei in einem Nachbarort. Der Bau war aus den 20ern, eine wellblechüberdachte Halle. Im hinteren Teil lag das Zinkbad, eine riesige Wanne, in der das Zink auf mehrere hundert Grad erhitzt wurde. Da kam dann das Zeug rein, Stahlträger zum Beispiel, Treppengeländer, alles mögliche. Das wurde dann an einem Laufkran nach vorne befördert, und wenn es gut lief, dann musste man […]

Egal wie es geht

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Allgemein

„Ist Dir ja egal“, sagt sie, das sagt sie immer, wenn es ihr schlecht geht. „Ist Dir ja egal, wie’s mir geht.“ Seit zwei Stunden höre ich mir an, dass sie sich umbringen möchte, aber nicht kann, weil sie leider keine Mörderin sei, aber ich würde sie umbringen, das sei Mord, was ich tue, weil ich nichts täte, außerdem hätte ich gar kein Mitgefühl, und womit sie eigentlich all ihr Leiden verdient habe, sie habe […]